Löwen ziehen in die Relegation ein
Wasserburg gewinnt in Traunstein und sichert Platz zwei
Der letzte Spieltag hat immer etwas Besonderes an sich. Landauf, landab liegt eine besondere Spannung in der Luft, wenn die letzten Entscheidungen fallen. Eben jene Stimmung hatte sich am Samstagnachmittag über den Jakob Schaumeier Sportpark in Traunstein gelegt, wo der TSV 1880 Wasserburg um den Einzug in die Aufstiegsrelegation spielte. Im Fernduell mit dem VfB Hallbergmoos hatten die Innstädter die deutlich anspruchsvollere Aufgabe vor der Brust. Während Hallbergmoos das seit Wochen in alle Einzelteile zerfallende Forstinning mit 5:1 zerlegte, mussten die Löwen Schwerstarbeit verrichten.
Traunstein entpuppte sich als der erwartet starke Gegner. Die Mannschaft von Spielertrainer Danijel Majdancevic erwischte den besseren Start, kombinierte gefällig und hatte in den ersten 20 Minuten auch die besseren Chancen. „Uns war die Nervosität in der Anfangsphase anzumerken. Durch das 1:0 waren wir aber dann voll im Spiel“, analysierte Florian Heller. Aber immer der Reihe nach: In der 20. Minute lief Traunsteins Dennis Hrvoic alleine auf das Wasserburger Tor zu, verzog aber deutlich und schoss weit über den Querbalken. Auf der Gegenseite machte es Robin Ungerath kurz darauf in exakt derselben Situation besser. Der Stürmer war mit einem Steckpass in die Tiefe geschickt worden, wo er geschickt den Laufweg von Verteidiger Vegard Salihu kreuzte und cool zum 1:0 einschob (21.). Der Jubel währte jedoch nicht lange, denn die Führung hielt keine 120 Sekunden. Christoph Wallner köpfte eine Ecke am kurzen Pfosten unhaltbar in die Maschen (23.). Ein Gegentreffer zum eigentlich denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, der ein Kipppunkt hätte sein können. „Der Ausgleich hat uns nichts ausgemacht. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon im Spiel angekommen“, so Heller. Und seine Mannschaft hatte den Glauben, dass sie an diesem Tag tatsächlich in die Relegation einziehen kann und nutzte die Lücken in der Traunsteiner Hintermannschaft mit eiskalter Präzision.
Nach knapp einer halben Stunde hatte Manuel Kerschbaum mit einem eleganten Außenristpass Matthias Rauscher frei im Strafraum gefunden, wo der eingerückte Außenspieler Torhüter Dean Sipura zum 2:1 tunnelte (29.). Die Löwen wollten nicht auf fremde Schützenhilfe angewiesen sein, das Ergebnis von Hallbergmoos sollte für sie keine Rolle spielen. Sie wollten das Heft des Handelns selber in die Hand nehmen und so führten sie in ihrer stärksten Phase die Vorentscheidung herbei. Luca Wagner hatte sich auf dem linken Flügel durchgesetzt und mit seiner Flanke in der Mitte Sturmpartner Ungerath gefunden, der mit einer eingesprungenen Grätsche den Ball über die Linie drückte (34.). Ein dritter Treffer wurde Ungerath kurz vor der Halbzeit wegen vermeintlicher Abseitsstellung aberkannt.
Die Hausherren steckten auch im zweiten Durchgang nicht auf, sodass sich über 90 Minuten ein ansehnliches Fußballspiel entwickelte, in dem Wasserburg den finalen Todesstoß verpasste und Traunstein lange den Anschlusstreffer nicht schoss. Erst in der 82. Minute gelang Majdancevic per Kopf das 2:3. Da Wasserburg ein Punkt gereicht hätte, war der Vorsprung zwar noch komfortabel, wirklich locker war es aber nie. Mit Mann und Maus verteidigten die Löwen verbissen ihren Vorsprung, was die zahlreich mitgereisten Anhänger nach dem Schlusspfiff mit stehenden Ovationen goutierten. Von den 647 Zuschauern war die Mehrzahl aus Wasserburg. Sie wussten, dass ihre Mannschaft sie im Kampf um Platz zwei brauchen würde.
An der Landwehrstraße 10 ist das Gefühl von 2017 zurück, als es letztmals in die Relegation ging. Es knistert in der Altstadt. Der Schulterschluss zwischen Spielern und Fans kann zusätzliche Energie freisetzen und der hart erkämpfte 3:2-Erfolg wie ein Katalysator wirken. Die Löwen werden es brauchen, denn am Mittwoch geht es daheim im Hinspiel gegen Fortuna Regensburg (Bayernliga Nord) um den Einzug in die nächste Runde.
Wasserburg: Volkmer, Kononenko, Lindner, Stephan, Brich (ab 86. Michael Jackl), Rauscher, Kerschbaum (ab 67. Selimovic), Barthuber (ab 67. Ferreira Goncalves), Wagner (ab 73. Stellner), Ungerath (ab 60. Yordanov)
Tore: 0:1 Robin Ungerath (21.), 1:1 Christoph Wallner (23.), 1:2 Matthias Rauscher (29.), 1:3 Robin Ungerath (34.), 2:3 Danijel Majdancevic (82.)
Zeitstrafe: Danijel Majdancevic (69., Traunstein, Foulspiel)
Schiesdrichter: Torsten Wenzlik (TSV Velden 1923)
Zuschauer: 647
Für diese Spiele spielen wir Fußball
Robin Ungerath markierte in Traunstein einen Doppelpack und schoss die Löwen in die Relegation
Als ihn sein persönlicher Aufstieg bis nach Ried in die 1. Liga Österreichs führte, waren die Schulterklopfer alle zur Stelle. Als Robin Ungerath aber von einer langwierigen Knieverletzung heimgesucht wurde und Fußball spielen für nahezu zwei Jahre unmöglich war, wurden es ganz schnell weniger. Ein Mann stand ihm jedoch immer treu zur Seite: Kevin Klammer. Daher wagte Ungerath im Januar auch den sportlichen Neuanfang mit seiner Rückkehr nach Wasserburg. Die Löwen und ihre medizinische Abteilung haben ihn gehegt und gepflegt. Ihr Plan war immer, dass der 25-Jährige im Endspurt entscheidend eingreifen kann. Noch immer wird Ungerath dosiert eingesetzt, doch in seinen drei Spielen, die er von Beginn an bestritt, markierte er drei Tore und lieferte eine Vorlage. Im Interview spricht Ungerath über seine Treffer, Kevin Klammer, die Zuschauer und die anstehende Relegation.
Herr Ungerath, dass sie in dieser Saison noch entscheidende Tore schießen oder gar überhaupt noch richtig spielen würden, war lange eher unwahrscheinlich. Wie fühlen Sie sich nach Ihrem ersten Doppelpack seit langer, langer Zeit?
Es fühlt sich unglaublich gut an. Ich bin einfach froh wieder auf dem Platz zu stehen und mit den Jungs Spiele wie in Traunstein zu spielen. Wir wollten das letzte Spiel unbedingt gewinnen, das haben wir geschafft.
Abteilungsleiter Kevin Klammer stand Ihnen während Ihrer Leidenszeit auch dann zur Seite, als Sie nicht in Wasserburg spielten. Was bedeutet Ihnen diese Unterstützung?
Mit Kevin habe ich schon immer ein besonderes Verhältnis. Jetzt schließt sich der Kreis, indem ich wieder in Wasserburg spiele und hoffentlich meinen Teil zu einer erfolgreichen Relegation beisteuern kann.
Am Mittwoch geht es gegen Fortuna Regensburg. Wie blicken Sie auf die Relegation?
Ich freue mich unglaublich drauf, für diese Spiele spielen wir Fußball. Die ganze Mannschaft brennt jetzt schon auf Mittwoch, wir werden alles dafür tun, um das Spiel zu gewinnen.
Noch ein Wort zu den Fans, die in Scharen nach Traunstein gefahren waren. Wie lautet Ihre Botschaft an den Wasserburger Anhang?
Danke für die Wahnsinns-Unterstützung in Traunstein. Am Mittwoch brauchen wir jeden Fan in der Altstadt!
jah