Desillusionierende Derbypleite
Wasserburg verliert daheim mit 0:2 gegen Traunstein
Der Boden der Tatsachen ist hart. Steinhart. Auf eben jenem ungemütlichen Terrain ist der TSV 1880 Wasserburg am Dienstagabend nach einer 0:2-Derbyniederlage gegen den SB Chiemgau Traunstein gelandet. Damit haben die Innstädter nach dem 0:1 in Hallbergmoos auch das zweite Saisonspiel ohne eigenes Tor verloren. Wie vergänglich die Ruhmestaten von gestern sind, musste der Tabellendritte des Vorjahres schmerzlich erfahren, denn vom Glanz der Rückrunde mit zehn Siegen und zwei Remis ist momentan nichts zu sehen. Der Lorbeerkranz ist welk. „Eine enttäuschende Niederlage“, bekannte Trainer Florian Heller ganz offen.
Im Derby gegen Traunstein spielten die Löwen vor 542 Zuchauern so, wie Traunstein die letzten Derbys gespielt hat: Leicht überheblich, naiv und mit zu wenig Biss. Traunstein hingegen trat so auf wie es die Löwen immer taten: Spritzig, gierig in den Zweikämpfen und effektiv vor dem Tor. Während die ersten zehn Minuten noch ausgeglichen waren und beide Teams Großchancen für ein schnelles 2:2 zuließen, kippte die Begegnung nach einer Viertelstunde zugunsten der Gäste. Nach einer Ecke köpfte Spielertrainer Gentian Vokri am kurzen Pfosten zum 1:0 ein (14.). Die Hausherren waren nun völlig von der Rolle. Fehlpässe, Stockfehler oder verunglückte Kopfbälle reihten sich aneinander. Traunstein, das eine lange Busfahrt zum Pokalspiel in Mittelfranken in den Knochen hatte, war immer einen Schritt schneller. „Wir haben im Vergleich zum Spiel gegen Ezelsdorf aufgrund der Müdigkeit ein paar Mal gewechselt, aber man sieht, dass wir sehr fit sind. Wir hatten eine harte Vorbereitung und das spiegelt sich dann im Spiel wider“, so Vokri.
Neben der neugewonnenen Traunsteiner Fitness stellte Julian Höllen das größte Problem für Wasserburg dar. Wenn der Angreifer am Ball war, brannte es immer lichterloh. Ihn bekamen sie erst nach einer Umstellung einigermaßen in den Griff. Zu diesem Zeitpunkt stand es jedoch bereits 2:0, denn der 24-Jährige hatte eine flache Hereingabe von der rechten Seite mit dem Spitz über die Linie gegrätscht (19.). „Julian Höllen ist sehr wichtig für uns. Man hat es heute gesehen, dass jeder Ball über ihn geht, jede Aktion über ihn läuft. Wenn er so spielt, bringt er uns sehr, sehr viel“, lobte Vokri seinen neuen Stürmer, doch auch die Abwehr überzeugte. „Es ist nicht üblich, dass man hier in Wasserburg zu Null spielt. Vor allem bei der Offensive die Wasserburg hat“, bilanzierte Vokri. Von den hochgelobten Löwen kam vor der Halbzeit nach vorne hingegen gar nichts mehr, die Offensive war wie gelähmt.
Traunstein fühlte sich sicher, doch ein Tor hätte die Partie kippen können. Gleich nach dem Seitenwechsel köpfte Thomas Voglmaier an den Pfosten, doch statt einer Aufholjagd blieb es bei einem Strohfeuer (48.). Abgesehen von ein paar Gelegenheiten, die Torhüter Stefan Schönberger sicher entschärfte, blieb die große Druckphase aus. Traunstein hingegen traf einmal den Pfosten und einmal parierte Lino Volkmer stark gegen Höllen. Erst in der 90. Minute bekam Wasserburg nach einem Foul an Vinzenz Egger einen Foulelfmeter zugesprochen, den Robin Ungerath in den Nachthimmel schoss – dieser vergebene Strafstoß war symptomatisch für die Leistung der Löwen.
„Woran liegt es?“, wunderte sich Vokri nach dem Spiel über die uninspirierte Wasserburger Vorstellung. Die Antwort auf diese Frage müssen die Spieler zum Ende der Englischen Woche am Samstag auswärts geben. „Die Jungs müssen sich jetzt schütteln, aufstehen und versuchen in Dornach das Spiel zu gewinnen. Es sind ein paar Schrauben, die wir in eine andere Richtung drehen müssen. Das werden wir auch machen, demzufolge schauen wir gespannt auf das Wochenende“, so Heller. Gelingt das nicht,werden die eigenen Ambitionen zum Luftschloss, das wie eine Seifenblase zerplatzt.
Wasserburg: Volkmer, Biegel (69. Egger), Haunolder (78. Rudolph), Lindner (35. Dumitru), Brich, Ferreira Goncalves (59. Rauscher), Gonzalez, Köck, Barthuber (85. Saur), Ungerath, Voglmaier
Traunstein: Schönberger, Dreßl, Kranzfelder, Hosp (86. Paranos), Discetti (63. Pelypenko), Vokri, Höllen (Tersteegen), Schweder (72. Steinbacher), Kraus, Dreßl, Trebesius (67. Tafilaj)
Tore: 0:1 Gentian Vokri (14.), 0:2 Julian Höllen (19.)
Schiedsrichter: Maximilian Riedel (FC Horgau)
Zuschauer: 542
jah