Ausbleibende VAR-Festspiele
Starke Löwen werden nicht belohnt – Schiedsrichter Florian Islinger wird zum Hauptdarsteller
„Wir haben eine Leistungssteigerung gefordert und eine solche wurde auch gezeigt. Leider stimmt das Ergebnis nicht“, bilanzierte Trainer Florian Heller nach der Wasserburger Punkteteilung am Freitagabend gegen den FC Schwabing. Die Löwen zeigten über 90 Minuten eine starke Leistung, hatten eine Vielzahl an Chancen, scheiterten aber immer wieder am überragenden Torhüter Julian Disterer. „Wir wussten, dass wir heute Phasen überstehen müssen. Julian im Tor hat heute einige Dinger brutal herausgefischt. Wir haben aber auch immer wieder die Nadelstiche gesetzt, die wir setzen wollten. Am Ende kann das Spiel auf beide Seiten kippen“, analysierte Schwabings Trainer Steven Zepeda, wobei er zwar angesichts der Wasserburger Überlegenheit die rosarote Vereinsbrille auf hatte, gleichzeitig aber auch durchaus richtig lag, denn in der 86. Minute knallte Giacinto Sibilia in der Manier von Marko van Basten (Version 1988) den Ball aus vollem Lauf aus der Drehung ans Kreuzeck.
Über wen beide Coaches in ihrer Analyse nicht sprachen, war Schiedsrichter Florian Islinger, der mit drei glasklaren Fehlentscheidungen gegen Wasserburg für den Schwabinger Auswärtspunkt sorgte und ungewollt zum Hauptdarsteller der Partie wurde. Der Freitagabend an der Landwehrstraße 10 hätte zu VAR-Festspiele werden können, würde es auch in der Landesliga Südost den Kölner Keller geben. Beim 1:0 stand Sibilia im Abseits, die Fahne blieb unten und der Routinier versenkte frei vor Lino Volkmer cool mit dem Außenrist. Dieser Treffer fiel in eine bärenstarke Wasserburger Anfangsphase, in der Torhüter Disterer einen Ungerath-Kopfball bravourös um den Pfosten lenkte (8.). In der 31. Minute war Disterer machtlos, als Ungerath noch präziser köpfte und einen Freistoß von Danilo Dittrich zum 1:1 ins lange Eck verlängerte. In einem ausgezeichneten Landesliga-Spiel wurde das Tempo von Minute zu Minute höher, wobei Schwabing dabei immer mehr die Puste ausging, die Innstädter nach einem Ballverlust aber Glück hatten, dass Flint Kapusta an Volkmer scheiterte (53.).
Fortan drückten nur noch die Löwen, zeitgleich wuchs der ohnehin baumlange Julian Disterer über sich hinaus. Der ehemalige Ersatzkeeper des SV Kirchanschöring zeigte eine der besten Torhüterleistungen, die die Altstadt seit langem gesehen hat. So parierte er zweimal einen Hammer von Voglmaier (61. und 74.), gegen Ungerath hatte er Glück, dass dieser aus kurzer Distanz über das Tor köpfte (64.), wie er gegen Vieregg und Köck in einer Doppelchance hielt, wird für immer sein Geheimnis bleiben (73.) und einen eingesprungenen Abschluss von Maxi Biegel aus sieben Metern wehrte er ab wie Handballtorhüter Andreas Wolf an seinen besten Tagen. Neben der Chancenverwertung, wurden nun (ausbleibende) Pfiffe zum Wasserburger Verhängnis. Als Disterer von Johannes Lindner in der größten Wasserburger Drangphase nach einem Freistoß per Kopf doch einmal überwunden wurde, pfiff der Schiedsrichter diesen Treffer zurück – er wollte ein Foulspiel gesehen haben.Kein Schwabinger hatte sich beschwert, für fast alle war es reguläres Kopfballtor. Die Löwen wollten die drei Punkte und probierten es bis zum Schluss. In der vierten Minute der Nachspielzeit blockte ein Schwabinger Verteidiger nach einer Ecke einen Schuss von Dominik Brich mit seiner ausgestreckten Hand, doch Islingers Pfeife blieb – obwohl er in Idealposition daneben stand – stumm und krönte mit der dritten spielentscheidenden Fehlentscheidung seinen rabenschwarzen Abend. Oftmals dauern VAR-Entscheidungen ja lange, an diesem Abend wäre es aufgrund der Klarheit eine Sache von Sekunden geworden. Zepeda brachte es aus Schwabinger Sicht auf den richtigen Nenner: „In Summe sind wir froh über denPunkt“.
Wasserburg: Volkmer, Biegel, Rudolph, Lindner, Brich, Stellner, Dittrich, Dumitru (85. Simeth), Köck, Voglmaier (81. Egger), Ungerath (64. Vieregg)
Tore: 0:1 Giacinto Sibilia (10.), 1:1 Robin Ungerath (31.)
Schiedsrichter: Florian Islinger (SpVgg Hainsacker)
Zuschauer: 346
jah
Foto
Leo Bauer