Soziales Engagement

Die Stadt Wasserburg

Schon der erste Kontakt mit der Stadt Wasserburg ist beeindruckend. Durch die Insellage und die topografische Abgrenzung von Inn und Steilhang scheint sie weitab von allem Gewohnten. Hinter der Fassade dieses märchenhaften Stadtbildes findet multikulturelles Leben statt. Mehr als 50 Nationen sind in der 12.500 Einwohner zählenden Stadt beheimatet, das bedeutet einen Anteil von 10,4 Prozent.

Neben den Fußballern vom TSV 1880 Wasserburg gibt es auch noch die Fußballer des türkischen Vereins Genclerbirligi Wasserburg (eine Herrenmannschaft). Beide Vereine pflegen ein freundschaftliches Verhältnis, was sich in der Benutzung eines gemeinsamen Trainingsplatzes widerspiegelt.

Die Fußballabteilung

Die Fußballabteilung des TSV 1880 Wasserburg am Inn ist eine von elf Abteilungen des Gesamtvereins, der aktuell 2200 Mitglieder hat. Die 1920 gegründete Fußballabteilung ist die stärkste Abteilung des TSV 1880 Wasserburg und hat derzeit über 500 Mitglieder, davon sind alleine 190 in den rund zehn Jugendmannschaften aktiv. Die erste Herrenmannschaft spielt derzeit in der Landesliga während die zweite Mannschaft in der Kreisklasse ist.

Die vielfältigen Nationen und Kulturen der Wasserburger Stadtbevölkerung spiegeln sich besonders in unserer Fußballabteilung wider. Eine der Hauptaufgaben der Vereinsarbeit liegt daher naturgemäß getreu unserem Motto „Viele Nationen, ein Verein – Gemeinsam für Wasserburg“ in der Integration und Förderung fußballbegeisterter Jugendlicher jeder Nationalität. Der Erfolg dieser Bemühungen zeigt sich zum Beispiel darin, dass 29 Nationen in den Nachwuchsmannschaften vertreten sind. 48 Prozent aller jugendlichen Sportler in der Fußballabteilung haben einen Migrationshintergrund. Zudem spielen in den zwei Herrenmannschaften Akteure aus 17 Ländern. In der gesamten Fußballabteilung sind Mitglieder aus 32 verschiedenen Nationen aktiv am Ball. Die Fußballabteilung trägt wie keine andere Institution in Wasserburg und der Region zum freundschaftlichen Zusammenleben der vielfältigen Kulturen und Nationen bei.

Jüngeren wie älteren Vereinsmitgliedern möchte die Fußballabteilung des TSV 1880 Wasserburg Perspektiven und Aufgaben bieten, die über den sportlichen Aspekt hinausgehen. Werte wie Toleranz, Solidarität, Integrationsfähigkeit, Teamgeist und Leistungsbereitschaft, die heutzutage eine immer größere Rolle spielen, werden Kindern und Jugendlichen von Klein auf spielerisch vermittelt.

Zahlen und Daten

Nachwuchsmannschaften: 190 Spieler (99 Deutschland,10 Kroatien, 10 Syrien, 9 Afghanistan, 8 Türkei, 6 Rumänien, 6 Russland, 6 Italien, 4 Serbien, 4 Nigeria, 3 Kosovo, 3 Polen, 2 Bosnien, 2 Ukraine, 2 Ungarn, 2 Albanien, 2 Jamaika, 1 Kasachstan, 1 Mali, 1 Griechenland, 1 Bulgarien, 1 Eritrea, 1 Tschechische Republik, 1 Sierra Leone, 1 Usbekistan, 1 Mazedonien, 1 Weißrussland, 1 Indien, 1 Philippinen)

Herrenmannschaften: 47 Spieler (27 Deutschland, 3 Kosovo, 2 Russland, 2 Bosnien, 1 Portugal, 1 Frankreich, 1 Liberia, 1 Bulgarien, 1 DR Kongo, 1 Sierra Leone, 1 Italien, 1 Albanien, 1 Syrien, 1 Rumänien, 1 Polen, 1 Türkei, 1 Weißrussland)

Stand: Juli 2023

Anti-Rassismus-Kampagne

Ein besonderes Anliegen für die Fußballabteilung des TSV 1880 Wasserburg war es, sich der Antirassismus-Kampagne des Bayerischen Fußball- Verbandes anzuschließen. Der Wasserburger Leiter der Anti-Rassismus-Kampagne, Hannes Hain, nahm Kontakt mit dem Bayerischen Fußballverband auf. Dort fand er große Unterstützung und Anerkennung für die Integrationsleistung des Vereins. Seitdem beliefert der BFV den TSV 1880 Wasserburg regelmäßig mit Bannern, Plakaten, Aufklebern und Flyern, die bei Heimspielen aufgehängt und verteilt werden. Höhepunkt der Antirassismus-Kampagne war das Heimspiel der ersten Herrenmannschaft am 21. Mai 2009 gegen den TSV Kösching. Dieses Punktspiel wurde bewusst gewählt, da auch Kösching einige ausländische Akteure in seinen Reihen hat, um die Zuschauer für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren. Am 29. August 2015 wurde im Badria-Stadion im Punktspiel gegen den ASV Eggstätt das Anti-Rassismus-Banner erneut ausgerollt, um die Fans erneut zum Kampf gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aufzurufen.

Fotos dieser bemerkenswerten Aktion wurden sogar in eine Broschüre des Bayerischen Fußball- Verbandes zum Thema Sicherheit in Zusammenarbeit mit dem bayerischen Staatsministerium des Innern aufgenommen. Zudem berichtete die vereinsinterne Zeitschrift „TSV Spiegel“ sowie das überregionale Oberbayerische Volksblatt über die Kampagne.

Wasserburger Nationenfest

Die Chancen, die sich durch diese gesellschaftliche Verantwortung bieten und wie sie in der Fußballabteilung des TSV 1880 Wasserburg genutzt werden, sind in dieser Form in unserer Region einzigartig. Um dieser Arbeit Ausdruck zu verleihen, nehmen die Wasserburger Fußballer mit einem eigenen Stand am alljährlichen Wasserburger Nationenfest aktiv teil.

Beim Wasserburger Nationenfest handelt es sich um ein seit 16 Jahren immer im Juni stattfindendes Fest, bei dem sich alle Nationen der Stadt den zahlreichen Besuchern mit künstlerischen und kulinarischen Darbietungen präsentieren. Die Wasserburger Fußballer, im Flyer der Veranstaltung als „internationales Team“ angekündigt, stellten sich in einer für einen Fußballverein außergewöhnlichen Form dar.

Der Verein nutzte die unterschiedlichen Nationalitäten seiner Mitglieder, um mit landestypischen Spezialitäten ein internationales Essensangebot zu bieten. Der Stand der Wasserburger Fußballer war damit gleichzeitig der einzige multikulturelle Vertreter auf dem Nationenfest. Die in der Herrenmannschaft vertretenen Nationen wurden auf Plakaten, die von Schülern des Luitpold-Gymnasiums im Rahmen einer Projektarbeit gefertigt wurden, vorgestellt und fanden reges Interesse bei den Nationenfestbesuchern am Stand des TSV. Für die musikalische Umrahmung sorgte eine polnische Bergmanns-Blaskapelle aus dem Heimatort des in dieser Bewerbung vorgestellten Martin Kobiela, die zu Ehren des ehemaligen Abteilungsleiters Hermann Klobeck und der gesamten Fußballabteilung spielte.

Kooperation mit den Wasserburger Schulen

Ein wichtiger Teil unserer Integrationsarbeit findet in Zusammenarbeit mit den Wasserburger Schulen statt. Besonders hervorzuheben ist hier die langjährige Kooperation mit der Grundschule Wasserburg und dem Luitpold-Gymnasium Wasserburg.

Die Grundschule Wasserburg unter Leitung von Rektorin Christa Fiedler beteiligt sich mit großem Engagement an dem Integrationsprojekt der Fußballabteilung. Dies ist deshalb hervorzuheben, weil in der Grundschule Wasserburg 34 Prozent aller Kinder einen Migrationshintergrund haben und 13 Prozent aller Schüler nicht der deutschen Nationalität angehören. Gemeinsam mit der Grundschullehrerin Eva Kleinschwärzer, die seit Jahren gezielt ihre Schüler zum Fußball animiert, arbeitet Hannes Hain derzeit an einem Schulprojekt. In den Klassen eins bis vier der Grundschule stellt Hannes Hain im Sportunterricht den Fußballsport mit dem Ziel den Kindern den Spaß am Mannschaftssport zu vermitteln vor. Über Elternbriefe werden die Eltern der Grundschulkinder frühzeitig über die Trainingsmöglichkeiten in der Abteilung informiert. Während die Zusammenarbeit mit der Grundschule Wasserburg eher sportlicher und integrativer Natur ist, verläuft die Kooperation mit dem Luitpold- Gymnasium mehr auf gesellschaftlicher und kultureller Ebene. Am bayernweit stattfindenden Gesundheitstag wurde am Luitpold-Gymnasium durch vier Spieler der ersten Mannschaft für Schüler der 6. und 7. Klassen eine Demonstration des Fußballsports geboten. Zentrale Themen waren die Vorteile der sportlichen Aktivitäten für Körper und Geist, die Förderung des Gemeinschaftssinns und die Freude am Spiel, die durch einfache Pass- und Technikübungen sowie Torschusstraining vermittelt wurden.

Im Vordergrund der Kooperation zwischen der Fußballabteilung und dem Luitpold-Gymnasium liegen zudem verschiedene Projektarbeiten. So gestalteten zum Beispiel die Kinder der Klasse 5f unter Leitung von Studienrätin Ursula Dötzer die für das Nationenfest benötigten Plakate, auf denen die Heimatländer der ausländischen Mitspieler vorgestellt wurden. Zudem entwarf Studiendirektor Eduard Gloner im Kunstunterricht mit verschiedenen Klassen aus der Unter- und Mittelstufe das Logo für das Motto unserer Abteilung: „Viele Nationen, ein Verein – Gemeinsam für Wasserburg“. Das drei Meter lange Schild zierte den Stand der Abteilung beim Nationenfest und ist heute im Badria-Stadion für jedermann sichtbar angebracht.

Durch die Erfolge in der Zusammenarbeit mit diesen beiden kooperativen Schulen wurde die Fußballabteilung darin bestärkt, die Arbeit auf weitere Schulen auszuweiten. Derzeit läuft ein Projekt mit der Grundschule Reitmehring (Stadtteil von Wasserburg) in Zusammenarbeit mit der Grundschullehrerin Juliane Jäger. Sie ist bereits bei den Vorschulkindern im Brennpunktstadtteil „Nördliche Burgau“, insbesondere bei Ostaussiedlern, integrativ tätig. Ziel ist es, eine ähnlich feste Bindung zwischen Schule und Verein herzustellen wie es bereits mit den beiden anderen Schulen gelungen ist.